Eins und Eins macht Zwei oder aus Zwei mach Eins?

Aktuell raschelt es im Blätterwald der Telekommunikation. Anlass ist die Zusammenführung von E-Plus und O2 – und das gleich in doppelter Hinsicht. Einerseits, weil die Europäischen Kartellbehörde „den Deal“ nicht ohne zu Zucken durchwinkt. Etwas anderes war realistischer Weise auch nicht zu erwarten, ist die Konsequenz doch eine Verringerung der konkurrierenden Netzbetreiber von vier auf drei. Dennoch, aller Wahrscheinlichkeit nach wird es am Ende allenfalls um Bedingungen und Auflagen gehen und nicht um das „Ob“.

Wenn es also so kommen wird, dann lohnt es sich, darüber nachzudenken und zu schreiben, was im Fall der Fälle passieren wird. Ein Gutachten, so kann man lesen, komme zu dem Ergebnis, dass viele hundert Millionen Euro eingespart werden könnten. Vor allem, so liest man, stünden Kürzungen in der Verwaltung sowie im Vertrieb an. Angeblich könne auf rund ein Drittel aller Shops verzichtet werden. Nun ist die Aufregung groß. Menschlich und emotional ist dies verständlich. Es geht schließlich zumindest auch um Arbeitsplätze und unternehmerische Existenzen.

Rein sachlich betrachtet kann es aber, wenn es denn tatsächlich so kommt, niemanden wundern. Seit vielen Jahren weiß jeder Marktkenner, dass die beiden kleineren Netzbetreiber sich durch den späteren Marktstart gerade auch deshalb in mancher Hinsicht schwertun, weil sie kleiner als ihre Wettbewerber sind. Viele Aufwendungen wachsen nun einmal nicht linear mit der Unternehmensgröße – die berühmten Skaleneffekte. Auch aus diesem Grund wurde ein Zusammenschluss von O2 und E-Plus schon vor vielen Jahren immer wieder als sehr sinnvolles Szenario diskutiert.

Wenn es denn nach kartellrechtlicher Genehmigung tatsächlich daran gehen wird, die beiden Unternehmen „in einen Topf zu werfen“, dann werden auch erhebliche Veränderungen erfolgen. Andernfalls wäre das neue Konstrukt nur die Summe der beiden Einzelbestandteile – und damit wäre nichts gewonnen. „Der Case“ beruht gerade darauf, dass Veränderungen erfolgen, vorrangig auch mit dem Ziel, die viel beschworenen Synergieeffekte zu nutzen. Und so weh es manchen tun wird: natürlich benötigt man in der neuen Konstruktion nicht alle Shops. Wer mit offenen Augen durch die deutschen Innenstädte geht, der kann unschwer erkennen, dass sich die Mobilfunkläden der Netzbetreiber oft Tür an Tür gruppiert haben. Dies flächendeckend fortzuführen, macht für ein dann zusammengeführtes Unternehmen kaum Sinn. Dieser Prozess wird auch Handelspartner treffen – besonders bitter für diejenigen, die auf einen Netzbetreiber gesetzt haben und die zukünftig nicht mehr unverändert dabei sein werden.

Es mag für manchen fast zynisch klingen: Für diejenigen, die am Ende übrigbleiben, ist all dies keine schlechte Nachricht. Wenn der Kuchen nicht wächst sondern schrumpft, dann kann der Einzelne nur dann gleichviel oder mehr erhalten, wenn die Anzahl der Esser reduziert wird. Wer gut positioniert ist und sich in seinem lokalen Markt eine starke Stellung erarbeitet hat, der muss sich kaum Sorgen machen. Harte wirtschaftliche Realität ist, dass in solchen Situationen in der Regel diejenigen „aussortiert“ werden, die ohnehin schwach dastehen.

Aber nicht nur der Vertrieb wird betroffen sein. Entsprechendes gilt beispielsweise auch für die Verwaltung und die Leitungsfunktionen. Um es plastisch zu sagen: das neue Unternehmen benötigt weder einen doppelt so großen Vorstand noch zwei Bereichsleiter Rechnungswesen. Die sehr anspruchsvolle Aufgabe des Managements des entstehenden Unternehmens wird es sein, diesen gewaltigen Veränderungsprozess so durchzuführen, dass einerseits das Nötige und Sinnvolle schnell und entschlossen gemacht wird, andererseits in einem transparenten Prozess nachvollziehbar und sozial verantwortlich gehandelt wird.

Also, allen Beteiligten steht eine unruhige Zeit bevor – sicher ist jedoch auch, dass es Gewinner geben wird (und ich hoffe, gerade Sie werden, wenn Sie involviert sind, zu den Gewinnern gehören).

3 Kommentare

  1. … und wie immer wird es diejenigen am härtesten treffen die dafür am wenigsten können: den Mitarbeiter am unteren Ende der Hierarchie-Kette, egal in welcher Abteilung. Dafür stimmt dann der Aktienwert.

    1. schon immer gilt der Satz: Die einzige konstante ist der Wandel. Wer sich eingerichtet hat, dass sein Einkommen gerade so reicht, hätte sich früher fragen können, ob seine Partner auch damit zufrieden sein können.

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