Moderne und Zeitgenössische Kunst polarisiert. Die einen lieben die Kreativität und Inspiration. Die anderen sagen „das ist doch keine Kunst“ oder „das hätte ich auch gekonnt“.
Als jemand, der in Kassel aufgewachsen ist und damit mit der Documenta groß wurde, kenne ich die Diskussion – und sie hat meinem Interesse an dieser Kunst gewiss nicht geschadet. Auf Reisen besuche ich daher gerne Museen für moderne und zeitgenössische Kunst, wie heute in Vilnius das MO Museum. Und hier hatte ich ein besonderes Erlebnis in der aktuellen Ausstellung „Video Game“:

Eine Game Installation “THE DEMOCRACY machine” zeigte, wie man auf den Fotos sehen kann, einen schwarzen Bildschirm. Davor ein Aufsteller

“This game is unavailable due to technical issues. Try another one!”
Das gibt natürlich reichlich Spielraum zur Interpretation, gerade angesichts der aktuellen Angriffe auf Demokratien weltweit. Ist es das, was hier thematisiert werden soll?
Ein Blick auf das beschreibende Schild daneben zeigt, dass es nicht so ist – dort ist das Spiel in seiner Funktion erklärt.

Es ist also tatsächlich eine Fehlfunktion der Technik. Und das Museumsteam hat pflichtbewusst einfach nur ein Schild aufgestellt, dass das Spiel nicht funktioniert. Ohne dass damit eine tiefere Aussage verbunden wäre. Zumindest keine der Künstler.
Einen Moment lang wusste ich nicht, ob ich über mich selbst lachen soll, wegen der Gedanken und der Fehlinterpretation. Ich habe mich dann nach einem Moment des inneren Lachens versöhnlich mit mir selbst darauf geeinigt, dass es ja gerade das schöne an Kunst ist, und das gilt besonders für moderne und zeitgenössische Kunst: Sie regt zum Nachdenken an und das Kunstwerk entsteht zu einem guten Teil auch im eigenen Kopf. In diesem Fall war das Kunstwerk in meinem Kopf für einen Moment eines, an das weder die Künstler noch der Schildaufsteller je gedacht haben. Aber gefallen würde es vielleicht beiden auch.
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