Gute Vorsätze – reloaded

Na, haben Sie sich etwas für das neue Jahr vorgenommen? Und wenn ja, sind Sie bereits gescheitert oder noch auf Kurs? Alljährlich zum Jahreswechsel nehmen sich viele Menschen gute Dinge für das neue Jahr vor. Ganz oben auf der “Gute Vorsätze Hitliste” stehen „mehr Sport und Bewegung“, „gesündere Ernährung“ und „mehr Zeit für die Familie/Freunde/Hobbies“. Den meisten dieser Vorsätze ist gemein, dass sie eine tiefgreifende Verhaltensveränderung erfordern, also das über Jahre und Jahrzehnte Eingeübte ablösen sollen. Und das ist auch bereits die Ursache dafür, warum so viele mit ihren guten Vorsätzen scheitern.

Verhaltensveränderungen durchlaufen mehrere Phasen. Richtig tückisch wird es in der Aufrechterhaltungsphase. Eine Woche „mehr Gemüse, weniger Fleisch, Weizenbrot, Süßes und Alkohol“ geht noch, aber dauerhaft? Die Aufrechterhaltung einer veränderten Verhaltensweise scheitert zumeist im schleichenden Prozess. Am Ende steht die komplette Rückkehr zu alten Gewohnheiten.

Wer sich Frust und Schmach des Scheiterns sowie sinnloses Bemühen zwischendrin sparen möchte, für den gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Einfachste: man lässt es gleich sein und fasst keine derartigen Vorsätze. Wer jedoch nie etwas verändert oder neu beginnt, der entwickelt sich nicht und rostet ein. Ungleich schwerer ist eine andere Herangehensweise: man ist sich vorher bewusst, was eine Verhaltensveränderung wirklich erfordert und geht den Weg nur, wenn und soweit man wirklich bereit für eine Verhaltensveränderung – oder noch deutlicher: bereit für eine Veränderung der Lebensweise – ist.

Selbst wenn die meisten Neujahrsvorsätze um tiefgreifende Veränderungen der persönlichen Lebensweise kreisen, es gibt durchaus etwas anderes, das gut für einen Neujahrsvorsatz geeignet ist. Wie wäre es, wenn Sie sich für 2016 vornähmen, etwas Karitatives zu tun? Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich für einen guten Zweck. Mindestens ebenso viele haben hier noch „Luft nach oben“. Dieser Tage habe ich einen Freund getroffen, einen ehemaligen Bauunternehmer im Ruhestand. Er berichtete, er habe dieses Jahr nur wenig Zeit für andere Dinge gehabt, weil er den ganzen Sommer über ehrenamtlich mit anderen einen Sportplatz in seinem Ort gebaut hat. Derartig intensives Engagement ist vielen zeitlich nicht möglich. Aber „a bisserl was geht immer“.

Es gibt genug Bedürftige, denen Sie durch aktives Engagement helfen können – nicht nur in Asien, Afrika und Lateinamerika, sondern auch in Deutschland, sicher auch in Ihrer Stadt oder Gemeinde. Bürgerschaftliches Engagement ist ein wichtiger Bestandteil unseres Gemeinwohls. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und mit zu gestalten, statt nur zu konsumieren und sich auf den Staat zu verlassen. Und, dieser Seitenhieb sei erlaubt: insbesondere viele selbst ernannte Bewahrer der abendländischen Kultur täten gut daran, persönlich in diesem Sinne etwas Positives zu tun, das den Werten unserer Kultur entspricht, statt nur dumpfe Parolen zu skandieren oder ihnen hinterherzulaufen.

Und wer beim besten Willen nicht bereit ist, Zeit zu investieren, der kann „wenigstens“ einen guten Zweck finanziell unterstützen. Wie wäre es, endlich die vielleicht lange gehegte Idee umzusetzen und ein bedürftiges Kind durch eine Patenschaft zu unterstützen (zum Beispiel hier)? Oder Sie unterstützen ein Projekt, das Straßenkindern in Brasilien auf die richtige Bahn hilft (zum Beispiel hier)? Auch die zahllosen Organisationen, die Bedürftigen in Deutschland helfen, benötigen dringend finanzielle Unterstützung, wie beispielsweise die Tafeln (http://www.tafel.de) oder die Jugendabteilung des kleinen Sportvereins um die Ecke.

Ich habe mein Projekt für 2016 definiert und werde mit meinem Vater und anderen einen Hilfsgüter-Transport nach Armenien organisieren, um dort eine dringend benötigte Rehabilitationseinrichtung aufzubauen. Auch hierbei können Sie natürlich gerne mithelfen – hier klicken.

Was auch immer Sie tun, es gilt, frei nach Molière: Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun. Also, packen Sie es an und fassen Sie einen guten Vorsatz, den Sie 2016 auch umsetzen.

 

 

 

 

3 Kommentare

  1. Die Anforderung nicht so hoch setzen.

    Mehr Bewegung: Ich laufe mit den Nachbarn beim “Gassigehen” mit
    das mehr an Bewegung ist dann der “Nebeneffekt” und nach ein paar Wochen hat sich der Körper und die Muskulatur daran gewöhnt.

    Kreativ: Ich habe mir 5 Batzen Schulton bestellt. Das “Zückerchen” neben dem Spass gibt es eine Kräftigung der Handmuskulatur (schützt vor Mausarm usw.).

    Rauchen: Die E-Zigarette, aber nicht mehr Inhalieren, das Nikotin bekommt man auch über die Mundhöhle. Man kann immernoch die kleine Pause mit den Kollegen machen.
    Der “Nebeneffekt” es klappt wieder besser mit der “Bewegung” siehe oben.

    Viele kleine Schritte führen auch zum Erfolg. (sagt meine Laufapp)

    In diesem Sinne viel Erfolg im neuen Jahr.

    1. Lieber Herr Wagner,

      Sie haben Recht, viele kleine Schritte sind einfacher als ein großer Schritt. Es freut mich, wenn Sie auf diesem Wege einen der schwierigsten Neujahrsvorsätze umsetzen. Vielleicht bleibt ja sogar ergänzend noch etwas Luft für ein (evtl. weiteres) soziales Projekt. In jedem Fall viel Erfolg bei Ihren Vorhaben in 2016! Ihr Jörg Ehmer

  2. Gute Vorsätze.
    Ich setze mir also etwas Gutes vor.
    Aber vor was?
    Vor meiner eigenen Fehlbarkeit?
    Vor meine sonst schlechten Persönlichkeit?
    Ich muss mir also etwas vorsetzen damit ich meine eigene Seele rehabilitieren kann?
    Warum braucht der Mensch gute Vorsätze.
    Einfach und viel einfacher ist es doch selber ohne jedweden Vorsatz ein guter Mensch zu sein.
    Anderen helfen ja ist richtig und gut. Und ja unbedingt notwendig.
    Aber zu bemerken ist, dass dies nur funktionieren kann, wenn man selber mit sich Frieden geschlossen hat. Dann handelt man Selbstlos.
    Losgelöst von einem Selbst.
    Fernab von einer psychologischen Stärkung seines Egos.
    Dazu bedarf es keines bestimmten Datums oder eine bestimmten Zeitwende, sondern entscheidend ist der Moment, welcher immer Jetzt im Augenblick sein kann.
    Und von daher Lieber Herr Dr. Ehmer, gebe ich ihnen vollkommen recht.

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