Starke Frauen

Am Montag wird es wieder soweit sein: Anlässlich des internationalen Frauentages wird alljährlich über Diversity, starke Frauen und über die Gleichberechtigung gesprochen – an diesem einen Tag.

Die Diskussion wird oft verkürzt auf die Frage „Quote, ja oder nein“. Und es sind immer die gleichen Frauen, die als leuchtende Beispiele hervorgehoben werden – angefangen bei den (zu) wenigen DAX Vorständinnen bis hin zu Bundeskanzlerin Merkel. All das wird dem Thema nicht gerecht – weder die Fokussierung auf die immer gleichen Personen und Funktionen, noch die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen Tag im Jahr.

Es gibt unzählige starke Frauen in Deutschland. Grund genug für mich, ihnen eine Bühne zu bieten. Nicht nur am 8. März. In einem neuen Format auf meinem Blog werde ich in den nächsten Wochen jeweils eine starke Frau in diesem Beitrag ergänzen. Eine Frau, die als Beispiel dafür steht, welchen wichtigen und mindestens gleichberechtigten Beitrag Frauen in allen Bereichen und auf allen Ebenen unserer Gesellschaft leisten. Natürlich freue ich mich auch über Vorschläge, gerne als persönliche Nachricht oder Kommentar. Und um einen starken ersten Aufschlag zu haben, benenne ich heute zum Auftakt gleich fünf starke Frauen, die für viele andere stehen, die wie sie (noch) mehr Beachtung verdient haben.

Claudia Kessler

Als Ingenieurin ist Claudia Kessler eine der ersten deutschen Top-Managerinnen für Luft und Raumfahrttechnik. Mit ihrer Stiftung dieastronautin.de wird sie hoffentlich bald dafür sorgen, dass die erste deutsche Frau zu Forschungsarbeiten in den Weltraum aufbricht. Im gleichen Atemzug sind die beiden Wissenschaftlerinnen zu erwähnen, die sich qualifiziert haben und hoffentlich beide diese Forschungsreise werden antreten können: Insa Thiele-Eich (Meteorologin) und Suzanna Randall (Astrophysikerin).

Julia Leeb

Mit ihrem Buch „Menschlichkeit in Zeiten der Angst – Reportagen aus Krisengebieten und Revolutionen unserer Welt“ hat Julia Leeb ein weiteres Ausrufungszeichen gesetzt. Sie gehört zum kleinen Kreis von Fotografinnen, Fotojournalistinnen und Dokumentarfilmerinnen, die dahin gehen, wo sonst niemand hingeht. Julia Leeb gibt dem verborgenen Leben in Kriegs- und Krisenregionen ein Gesicht. Mahnend, aber nicht unversöhnlich. Das Gute und die Hoffnung suchend. Stark!

Antje Boetius

Die Arktisforscherin Antje Boetius ist insbesondere mit Ihrer Arbeit für den Klimaschutz ein leuchtendes Beispiel starker Frauen und Wissenschaftlerinnen, die sich für die Zukunft unseres Planeten einsetzen. Auch durch ihre zahlreichen Forschungsreisen und mehre Aufenthalte in der Arktis hat die Professorin der Universität Bremen ein klares Bild von den Veränderungen und weiß, wofür sie sich einsetzt.

Bettina Heinrichs-Müller

Die Katholikin Bettina Heinrichs-Müller ist Vorständin des Diözesanrats des Erzbistums Köln und ist eine starke Wortführerin, die Veränderungen vorantreibt. Sie wendet sich pointiert gegen „blinden Kadavergehorsam“ und fordert vom Kölner Kardinal ein Umdenken. Ein beeindruckendes Engagement, um die katholische Kirche von innen zu verändern – initiativ, mutig und mit Leidenschaft.

Özlem Türeci

Als Wissenschaftlerin und Unternehmerin steht Özlem Türeci kommunikativ etwas im Schatten ihres Partners, ist aber als Mitgründerin und medizinischer Vorstand von Biontech von herausragender Bedeutung für die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Ihre Auszeichnungen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Was ihre Arbeit für unser aller Gesundheit und Freiheit bedeutet, kann kaum überbewertet werden.

Dunja Hayali

Sie steht stellvertretend für die Vielzahl von Top-Journalistinnen, die mit scharfem Verstand, wachem Geist und einem starken eigenen Wertesystem einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung leisten. Dunja Hayali ist unbequem, streitbar und scharfzüngig, aber gleichermaßen professionell, vielseitig und leidenschaftlich. (Hinzugefügt am 15.03. 2021)

Bibiana Steinhaus

Als erste Schiedsrichterin im männerdominierten Profifußball ist Bibiana Steinhaus Wellenbrecherin und Rollenmodell für viele, nicht “nur” im Sport – uneingeschränkt anerkannt aufgrund ihrer unumstrittenen Extraklasse in dieser schwierigen Aufgabe. (Hinzugefügt am 15.03. 2021)

Gabriele Stein

Seit Jahrzehnten setzt sich Gabriele Stein in Deutschland und weit darüber hinaus für den Schutz der Menschenrechte ein. Sie steht als Vorstandssprecherin von Amnesty International in Deutschland an der Spitze einer wichtigen Organisation, die fundamentale Werte des menschlichen Zusammenlebens schützt. Gleichzeitig steht sie als Beispiel für ehrenamtliches Engagement aus Leidenschaft, jenseits von Entgeltlichkeit. (Hinzugefügt am 22.03. 2021)

Alena Buyx

Alena Buyx steht als Vorsitzende an der Spitze des Deutschen Ethikrates, einer gerade in aktuellen Zeiten extrem wichtigen Institution. Als langjähriges Mitglied in zahlreichen Organisationen und vielfach ausgezeichnet achtet die Professorin und Institutsdirektorin der TU München gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Gender-paritätisch besetzten Ethikrats darauf, dass auch in kritischen Situation wichtige  Grundwerte gewahrt bleiben – eine zentrale moralische Instanz für ein wertegetragenes Zusammenleben. (Hinzugefügt am 29.03.2021)

Roswitha Warda

Roswitha Warda hat es sich – ohne persönlich Betroffene zu sein – zur Aufgabe gemacht, Strukturen zu schaffen, die Menschen mit einem schweren Handicap das Leben erleichtern. Mit dem von ihr gegründeten Verein Pfotenpiloten e.V. hat sie eine Allianz für Assistenzhunde etabliert. Die Initiative schafft Bewusstsein für den hohen Nutzen von Assistenzhunden und fördert deren Einsatz bei gesicherter Qualität. Damit steht Roswitha Warda stellvertretend für zahllose Menschen, die sich dafür einsetzen, das Leben etwas barriereärmer zu machen. (Hinzugefügt am 05.04.2021)

Karin Beier, Iris Laufenberg und Barbara Mundel

Drei der bedeutendsten Deutschen Sprechtheater sind bereits oder werden bald in weiblicher Hand sein. Die Intendantinnen stehen damit stellvertretend für viele starke Frauen, die das Schauspiel vor und hinter der Bühne prägen. Karin Beier, prägt seit acht Jahren als Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg die Schauspiellandschaft der Hansestadt, Iris Laufenberg ist die designierte erste weibliche Intendantin des Deutschen Theaters Berlin und Barbara Mundel ist designierte Intendantin der Münchner Kammerspiele. (Hinzugefügt am 15.04.2021)

Jutta Kleinschmidt

2001 gewann Jutta Kleinschmidt im „eigentlich“ unterlegenen Vorjahreswagen als erste Frau die „härteste Rallye der Welt“, die Rallye Dakar. Die studierte Physikerin ist mit zahllosen Teilnahmen und Siegen bei Rallye-Marathonwettbewerben eine der weltweit erfolgreichsten Motorsportlerinnen, war Sportlerin des Jahres und ist seit 2019 Präsidentin der Cross Country Rally Commission bei der FIA. (Hinzugefügt am 19.04.2021)

Christiane Nüsslein-Volhard

Die Biologin und Biochemikerin ist eine absolute Ausnahmewissenschaftlerin. Christiane Nüsslein-Volhard ist Nobelpreisträgerin, Stifterin, Kämpferin für ethische einwandfreies Verhalten sowie gleichzeitig anerkannt und kritisiert für ihre Art der Förderung und fordernden Haltung gegenüber Frauen in der Wissenschaft. Sie wurde mit zahllosen Auszeichnungen, unter anderem einem Dutzend Ehrendoktortiteln, gewürdigt und hat mit ihrer Arbeit insbesondere in den Bereichen Entwicklungsbiologie und Genetik bahnbrechende Forschungsergebnisse erarbeitet. (Hinzugefügt am 30.04.2021)

Joana Mallwitz

2014 jüngste Generalmusikdirektorin Europas, in der Folge Generalmusikdirektorin in Nürnberg, 2018 mit ihrem Debut an der Bayerischen Staatsoper, dann Oslo, London, Dresden und 2019 Dirigentin des Jahres.  Als erster Frau wurde Joana Mallwitz 2020 bei den Salzburger Festspielen eine gesamte Ausführungsserie anvertraut, in diesem Jahr dann das Debut an der Wiener Staatsoper. Joana Mallwitz hat mit nur 34 Jahren als Dirgentin eine atemberaubende Entwicklung genommen, vielfach preisgekrönt und in Deutschland wie international im höchsten Maße anerkannt. (Hinzugefügt am 08.05.2021)

Sabine Werth

Sabine Werth hat gemeinsam mit anderen Frauen der Initiativgruppe Berliner Frauen 1993 als erste Einrichtung ihrer Art in Deutschland die Berliner Tafel gegründet. So wurde der Impuls für das Netzwerk von mittlerweile fast 1.000 Tafeln in Deutschland gegeben. Unverändert leitet sie als Vorsitzende die Berliner Tafel. Sabine Werth steht stellvertretend für zehntausende Helferinnen und Helfer, die überwiegend ehrenamtlich weit über einer Millionen Menschen ein besseres Leben ermöglichen und hunderttausende Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung bewahren. (Hinzugefügt am 13.05.2021)

2 Kommentare

  1. Hallo Herr Dr. Ehmer,
    die von Ihnen genannten Frauen sind stark, Leuchtturmfrauen, zweifelsohne.

    Ich möchte den Scheinwerfer aber gerne mal auf eine andere Frau richten. Keine Einzelne, keine die im Rampenlicht steht. Aber eine Frau die wichtig war. Und ist. Die viele Namen hat und viele Gesichter.

    Als Beispiel nehme ich mal meine Mutter: Jahrgang 1930, hineingeboren in eine Zeit der Entbehrung und der (teil-) kollektiven Verachtung der Menschlichkeit. Ihre Jugend? Sie war da, aber ohne Entfaltung, ohne Freiheit, irgendwie verloren. Dann war der Krieg vorbei und ihre Welt bestand aus Trümmern.
    Verzweiflung? Ja, bestimmt. Aber trotzdem Hoffnung und Kraft. Unglaublich, was diese Frauen, unsere Mütter und Großmütter, geleistet haben. Bescheiden und still. Ohne viel Dankbarkeit zu erwarten.

    Heute versorgt sich meine Mutter immer noch selbst, klagt nicht, sie ist bescheiden geblieben, beinahe 91 Jahre lang.

    Der internationale Frauentag fusst auf einer sozialistischen Idee und auf der Forderung zur Einführung des Frauenwahlrechts. Vor weit über 100 Jahren!

    Und noch immer brauchen wir Gender Diversity, Me too und Quotendiskussionen!
    Und deshalb ist klare Kante so wichtig, nicht auf dem Papier und als nettes Umhängeschild vor sich her getragen. Sondern in Echtzeit und in persona.
    So wie es teilweise schon passiert, gesellschaftlich, in Unternehmen, wie dem, dass sie vertreten und vor allem in den Köpfen.

    Und dabei sollten wir die oben genannten Frauen, die ohne besonderen Namen, nicht vergessen. Weil es „starke“ Frauen sind, und zwar viele!

    Beste Grüße,
    Paul Herbst

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert