Darauf hätte ich auch selber kommen können…

Sicher kennen auch Sie das Gefühl: Man sieht oder hört etwas und sagt spontan zu sich: „Darauf hätte ich auch selber kommen können“. Manchmal ist es die genial einfache Lösung für ein komplex erscheinendes Problem. Manchmal ist es aber auch nur die eigene Gedankenlosigkeit, die einem diesen Satz entfahren lässt. Bei mir war unlängst letzteres der Fall:

In den üblichen Postbergen befand sich ein Brief, mit dem mir ein engagierter Mensch ein wenig umweltfreundliches Verhalten unseres Unternehmens vor Augen führte. Bei Neueröffnungen von Filialen oder ähnlichen Anlässen haben wir bisher häufiger mit Helium gefüllte Luftballons verteilt. Das ist natürlich für ein Kind, dem man einen Ballon schenkt, schön. Und wie ich aus eigener Erfahrung weiß freuen sich auch die Eltern. Zumindest bis der Ballon der Hand entgleitet und das Geschrei groß ist …

Dem Brief waren Fotos von Tieren beigelegt, die Ballonreste gefressen oder sich in der Schnur eines solchen Luftballons verfangen hatten und qualvoll verendet waren. Und schlagartig war da dieses „Darauf hätte ich auch selber kommen können…“.

Natürlich ist ein solcher Ausgang des Luftballonvergnügens nicht die Regel. Und, ja, der Plastikmüll am Ende des Ballonflugs ist ja nur eine Kleinigkeit gemessen an den Bergen von Plastikmüll, die täglich entstehen. All dies ist richtig. Aber man kann Kindern auch mit etwas anderem ein Vergnügen bereiten. Also wüsste ich nicht, was dagegen sprechen sollte, diese letztlich unnötige Umweltbelastung zu vermeiden.

Selbstverständlich weiß auch ich, dass jeder Mensch und jedes Unternehmen durch viele Handlungen die Umwelt belastet. Zugegeben: Unternehmen handeln bei Maßnahmen zum Umweltschutz oft nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern auch, um Kosten zu sparen. Aber was soll daran schlecht sein? Apollo hat in den vergangenen Jahren den Maschinenpark zum Bearbeiten der Brillengläser so umgestellt, dass jährlich viele hunderttausend Liter Wasser gespart werden. Entsprechendes gilt für die Umstellung auf LED-Beleuchtung und andere Maßnahmen, mit denen wir jährlich hunderttausende Kilowattstunden weniger Strom verbrauchen.

Ja, all dem liegt stets ein Business Case zugrunde. Und dennoch: Derartige Projekte zum Umweltschutz lohnen sich zwar mittel- oder langfristig wirtschaftlich, aber zunächst muss man investieren. Neben Geld kostet es in der Regel viel Kraft. Die Arbeit macht sich auch für einen guten Zweck nicht von alleine. Und natürlich gibt es viele Ansatzpunkte für größere Projekte. Man kann nicht alles gleichzeitig angehen.

Auf der anderen Seite bedeutet Übernahme von Verantwortung auch, nicht nur zu handeln, wenn es um große Maßnahmen geht und wenn man damit auch Kosten sparen kann. Das Handeln ausschließlich zum besseren Umweltschutz fällt dann besonders leicht, wenn es keines komplexen Projektes und nicht der Mitwirkung vieler Menschen bedarf. Und daher habe ich, um zum Ausgangspunkt des Textes zurück zu kommen, auch gerne entschieden, dass wir auf diese Art von Luftballons verzichten. Es ist so einfach, man muss eben nur darauf kommen …

Im internen Dialog höre ich natürlich auch das unausgesprochene „Gibt es keine größeren Probleme?“ oder „Gibt es nicht andere Dinge, die wir aus Umweltschutzgesichtspunkten auch machen könnten?“. Unternehmen haben diesen Reflex. Und dann wird eine Arbeitsgruppe gegründet, die in endlosen Meetings Probleme identifiziert und Komplexität aufbaut. Am Ende steht man vor einem kaum lösbaren Aufgabenberg, den man besser erst gar nicht angeht. In der Folge passiert nichts.

Das ist so wie das Patenkind in einem Entwicklungsland. Viele, die über die Vielzahl der von Armut Betroffenen nachdenken, resignieren und nehmen Abstand von der Idee, ohne tatsächlich irgendetwas zu tun. So ist aber niemandem geholfen. Wer etwas ändern möchte, darf keine Scheu davor haben, im Vorübergehen auch scheinbare Kleinigkeiten zu verändern. Denn das große Ganze ist am Ende im Kern eben auch beim Umweltschutz vor allem die Summe der vielen kleinen Dinge.

5 Kommentare

  1. Ich finde es löblich, aber ein viel größeres Problem Ihrer Apollo-Filialen bezüglich Umweltschutz ist ein anderes:
    Alle Filialen müssen permanent die Türen offen haben, unabhängig vom Wetter (Dienstanweisung), vermutlich in der Hoffnung auf Laufkundschaft. Wobei ich bisher immer gezielt und nie spontan in Brillenläden gegangen bin und durchaus in der Lage bin, Türen zu öffnen.
    Zum Beispiel heute bei -5‘Celsius. Ganz abgesehen von der finanziellen Belastung ist das eine starke und völlig unnötige Energieverschwendung! Ich habe dies schon öfter in den Fillialen angesprochen, die dies genauso sehen und im Winter frieren und im Sommer schwitzen. Die Klimaanlage läuft immer auf Hochtouren und selbst wenn diese energiesparend sein sollte, ist das trotzdem eine sinnlose Energieverschwendung. Wir haben nur diese eine Welt und Umweltschutz geht uns alle an! Können Sie das bitte ändern!?!
    Ich kenne übrigens keine anderen Brillenläden, die permanent ihre Türen offen haben.
    Vielleicht können Sie ja automatisch öffnende Türen einbauen, wenn Sie Ihrer Kundschaft das Türen öffnen nicht zutrauen/zumuten wollen. Dann wäre aber zunächst ein barrierefreier Zugang sinnvoll, der nicht überall vorhanden ist.
    Mit freundlichen Grüßen
    Sennhenn

    1. Herzlichen Dank für Ihren Kommentar zu meinen Gedanken. Vorab: dies kein Unternehmensblog sondern mein persönliches Blog. Gerne gebe ich Ihnen jedoch eine Rückmeldung aus meiner Sicht. Sollten Sie intensiver über Apollo-spezifische Themen mit mir diskutieren wollen, so können wir dies gerne tun – kontaktieren sie mich gerne via Mail. Wenn Sie mir die Filiale, auf die Sie sich beziehen, per Mail nennen, sehe ich mir sehr gerne auch diesen konkreten Einzelfall an.

      Für alle Einzelhandelsunternehmeb ist das ein schwieriges Thema. Einerseits haben viele Unternehmen das Bestreben, die Umweltbelastung so niedrig wie möglich zu halten. Andererseits verfolgt ein Unternehmen natürlich einen Geschäftszweck. Wann schaltet man die Beleuchtung innen und außen an, wie hell ist sie (alte Weisheit: Licht lockt Leute)? Läßt man die Türe auf oder macht sie zu (gesicherte Erkenntnis: geschlossene Türen bauen Barrieren auf und führen zu weniger Kunden im Laden). Und, und, und. Es ist dann immer eine Abwägung, im Idealfall unter Einbeziehung von Unweltschutzüberlegungen. Also zum Beispiel: soviel Licht wie nötig, aber eben LED. Türe auf, aber möglichst mit Lüftungsschleier.

      Mir ist bewusst, dass auch Apollo dies sicher nicht in jedem Einzelfall perfekt löst. Und ich weiß auch, dass manchmal aus reinen Unweltschutzgesichtspunkten eine andere Lösung vorzugswürdig wäre. Aber das ist eben der oben angesprochene Spagat.

      Abschließend noch ein Satz zum Thema Barrierefreiheit. In aller Regel sind die Apollofilialen barrierefrei. In wenigen Ausnahmefällen ist dies nicht der Fall. Wo immer es geht, mietet Apollo nur barrierefreie Läden an oder stellt Barrierefreiheit her, soweit es wirtschaftlich sinnvoll leistbar ist. Ich habe keine Zahlen hierzu, wäre aber bereit, zu wetten, dass über 90% der Apollo-Läden barrierefreien Zugang ermöglichen.

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